Die tolle Aufholjagd des Tabellenletzten

Fast 70 Minuten lang nehmen die Dinge den erwarteten Lauf. Schlusslicht SV Straelen gerät beim Tabellenführer Preußen Münster mit 0:5 in Rückstand. Doch der Absteiger zeigt Moral und verliert am Ende nur 4:5.

Emotionale Szenen nach dem Schlusspfiff im Münsteraner Preußenstadion. Hermann Tecklenburg, Präsident des Fußball-Regionalligisten SV Straelen, winkt vom unteren Zuschauerrang die Mannschaft zu sich. Sichtlich gerührt und ebenso aufrichtig bedankt er sich beim gesamten Team für die gezeigte Leistung.

Was war geschehen? Zunächst hatten die Dinge den erwarteten Lauf genommen. Der abgeschlagene Tabellenletzte vom Niederrhein lag zur Halbzeit deutlich mit 0:3 gegen Tabellenführer Preußen Münster zurück. Nach 55 Minuten hatten die Preußen auf 5:0 erhöht. Ein Debakel bahnte sich an. Doch anstatt aufzustecken, zeigte die Truppe von Interimstrainer Kevin Wolze Moral und Courage. Die Grün-Gelben erzielten plötzlich einen Treffer nach dem anderen und schnupperten an der Sensation – am Ende einer tollen Aufholjagd hatte der designierte Absteiger beim künftigen Drittligisten gerade einmal mit 4:5 das Nachsehen.

Zahlen und Fakten zum Spiel des SV Straelen

Preußen Münster: Schulze Niehues – Hahn, Scherder, Grote, Kok, Bouchama (68. Langlitz), Oubeyapwa, Remberg (57. Atmaca), Teklab (57. Benjamins), Wegkamp, Wooten (77. Frenkert).

SV Straelen: Paris – Päffgen, Ba­raza, Fionouke (46. Ben Salah), Miyamoto – Heller (55. Yanagisawa), Arifi, Joep Munsters, Vicario (56. Niek Munsters), Mata – Dünnwald (70. Harouz).

Tore: 1:0 (11., Foulelfmeter) Andrew Wooten, 2:0 (13.) Nicolai Remberg, 3:0 (34.) Dennis Grote, 4:0, 5:0 (46., 55.) Gerrit Wegkamp, 5:1 (69., Eigentor) Wegkamp, 5:2, 5:3 (73., 85.) Ken Mata, 5:4 (90.) Niek Munsters.

Zuschauer: 6.677

Schiedsrichter: Fasihullah Habibi.

Zwar stand die Wolze-Elf mit leeren Händen da. Doch die Partie hat deutlich gemacht, dass die Mannschaft noch lebt und gewillt ist, sich mit ordentlichen Leistungen aus der Regionalliga zu verabschieden. „Nach der 5:0-Führung hat meine Mannschaft im Kopf einen Gang zurück geschaltet und zu sorglos agiert“, sagte SCP-Trainer Sascha Hildmann auf der Pressekonferenz. „Dann hat man gesehen, was passiert, wenn man nicht am Limit spielt.

Ein bedingt zufriedener Kevin Wolze fasste das Spiel ebenfalls zusammen: „Ab der 60. Minute war ich sehr zufrieden. Da haben wir gezeigt, was man erreichen kann, wenn man mit Mut spielt. Vorher haben wir die Preußen zum Toreschießen eingeladen. Hinten heraus muss ich meiner Mannschaft ein Kompliment machen, dass sie sich nicht hat abschlachten lassen.“

Zum Geschehen auf dem aufgeweichten Rasenplatz: Das Spiel begann ganz nach dem Geschmack der exakt 6.677 Zuschauer. Die Gastgeber gaben von Beginn an die Richtung vor und jubelten in der achten Minute etwas zu früh, als Straelens Keeper Julius Paris einen Schuss von Henok Teklab noch mit den Fingerspitzen über den Querbalken lenken konnte. Nach elf Minuten legte der Ex-Straelener Yassine Bouchama im gegnerischen Strafraum den Ball an Marcel Heller vorbei und fiel dabei über dessen Bein. Schiedsrichter Fasihullah Habibi entschied auf Strafstoß, den Andrew Wooten sicher verwandelte.

Gerade einmal zwei Minuten nach dem Führungstreffer erlaubte sich Straelens Innenverteidiger Manasse Fionouke einen folgenschweren Ballverlust am eigenen Strafraum. Wooten bedankte sich, legte für Nicolai Remberg auf, der das 2:0 markierte. Nach 34 Minuten erhöhte Dennis Grote mit einem Distanzschuss auf 3:0. Das Chancenplus lag eindeutig bei den Gastgebern – die klare Führung zur Pause ging in Ordnung.

Der Sekundenzeiger hatte nach dem Anstoß zur zweiten Halbzeit noch keine volle Runde gedreht, da jubelten die Preußen-Fans nach einem Kopfball von Gerrit Wegkamp zum vierten Mal. Als der gleiche Schütze sein 15. Saisontor (55.) erzielte, war im weiten Rund Party angesagt. „Einer geht noch, einer geht noch rein“, stimmte der Stadion-Chor an.

Die Gäste ergaben sich nicht in ihr Schicksal und erspielten sich fortan eine leichte Überlegenheit. Eckstoß Ken Mata von rechts auf den kurzen Pfosten (69.) – plötzlich war der Ball hinter der Linie. Das Tor wurde Preußens Torjäger Gerrit Wegkamp zugeordnet, eventuell hatte auch noch SVS-Mittelstürmer Kenan Dünnwald seine Schuhsohle am Ball. Der ausgelassenen Stimmung im Stadion tat das Gegentor keinen Abbruch.

Flanke von der rechten Seite (73.) durch den eingewechselten Takumi Yanagisawa auf den blond gefärbten Lockenkopf von Ken Mata – nur noch 5:2. Und als Mata das 5:3 (85.) erzielte, schlug die Jubelstimmung in ein Pfeifkonzert um. Lediglich zwei Minuten Nachspielzeit zeigte der Unparteiische an. Ein Flatterball von Niek Munsters schlug zum 5:4 im Preußen-Gehäuse ein. Zu spät, danach pfiff Habibi ab und erlöste den Tabellenführer.

„In der zweiten Halbzeit habe ich in unseren Reihen acht Spieler gesehen, die ich künftig auch in der Oberliga bei uns spielen sehen möchte“, so Tecklenburg nach einem aufregenden Fußball-Nachmittag im münsterländischen Dauernieselregen.

Quelle: Heinz Spütz (RP)
Foto: Heinz Spütz (RP)

Nächstes Spiel

01.04.2023

Regionalliga West

SV Straelen

VS

14:00 UHR

1. FC Bocholt

TAGE

STUNDEN

MINUTEN

SEKUNDEN

TABELLE

Platz

Club

Spiele

Punkte

1

SC Preußen Münster

25

62

2

Bor. Mönchengladbach II

26

51

3

Wuppertaler SV

27

50

4

1. FC Kaan-Marienborn (AUF)

26

44

5

Fortuna Köln

25

43

6

Alemannia Aachen

27

43

7

RW Oberhausen

26

42

8

SV Rödinghausen

25

38

9

Schalke 04 II

26

36

10

SV Lippstadt

26

36

11

1. FC Düren (AUF)

26

32

12

SC Wiedenbrück

25

31

13

1. FC Köln II

27

31

14

FC Bocholt (AUF)

26

28

15

Fortuna Düsseldorf II

25

27

16

RW Ahlen

26

23

17

SG Wattenscheid (AUF)

27

21

18

SV Straelen

27

13