Vor mehr als 1000 Zuschauern zeigt der SV Straelen gegen Alemannia Aachen lange seine beste Saisonleistung. Doch dann verlieren Jaron Vicario und Philipp Dünnwald die Nerven und leiten die 2:4-Niederlage ein.
Alles war angerichtet für ein großes Fußballfest. Doch am Ende herrschte bei Mannschaft, Trainer und Anhang des Fußball-Regionalligisten SV Straelen einfach nur noch Fassungslosigkeit. Vor mehr als 1000 Zuschauern hatte der Gastgeber gegen Alemannia Aachen den dritten Saisonsieg vor Augen, der dem Vorletzten im Kampf um den Klassenerhalt ganz neue Möglichkeiten eröffnet hätte. Die Mannschaft von Bekim Kastrati lieferte lange Zeit ihre beste Saisonleistung und führte bis in die Schlussphase hinein völlig verdient mit 2:1. Doch was dann passierte, wird an der Römerstraße noch lange für Gesprächsstoff sorgen.
In der 72. leitete Jaron Vicario einen Angriff des überlegenen Gastgebers ein. Er wurde gefoult, Schiedsrichter Marcel Benkhoff entschied zunächst auf Vorteil. Doch dann ließ sich der Straelener Spielmacher zu einem Revanchefoul hinreißen und sah sofort die Rote Karte. Die Grün-Gelben hatten sich gerade darauf eingestellt, die knappe Führung in Unterzahl irgendwie über die Zeit zu bringen, als Benkhoff schon wieder in die hintere Hosentasche greifen musste. Zwei Minuten später hatte Straelens Mittelstürmer Philipp Dünnwald in Höhe der Mittellinie die Beherrschung verloren und nachgetreten – ebenfalls Rot. Mit nur noch neun Spielern hatte der Vorletzte keine Chance mehr und kassierte am Ende eine ganz bittere 2:4-Niederlage, von der sich der Abstiegskandidat wahrscheinlich so schnell nicht mehr erholen dürfte.
Die Statistik zum Spiel des SV Straelen
SV Straelen: Paris – Cirillo, Päffgen, Ben Salah, Brodersen (52. Stevens) – J. Munsters, Ndiaye – Heller (87. N. Munsters), Vicario, Mata (67. Yamada, 82. Fionouke) – Dünnwald.
Alemannia Aachen: Johnen – Oeßwein (57. Schmitt), Uzelac, Heinze, Schwermann (46. Heim), Bajric, Wilton, Müller, Korzuscheck (63. Boele), Ramaj, Mause (63. Held).
Tore: 1:0 und 2:1 (24. und 56.) Ken Mata, 1:1 (47.) Tim Korzuscheck, 2:2, 2:3 und 2:4 (78., 86. und 90.) Elsamed Ramaj.
Zuschauer: 1075.
Schiedsrichter: Marcel Benkhoff (Eintracht Ahaus).
Straelens Trainer Bekim Kastrati stand das Entsetzen bei der anschließenden Pressekonferenz ins Gesicht geschrieben. „Wir hatten uns riesig auf das Spiel gegen Aachen gefreut und in der vergangenen Woche gut gearbeitet. Was dann zwischen der 72. und 74. Minute passiert ist, habe ich noch nicht erlebt. Ich bin geschockt und sprachlos und kann mich nur für das Verhalten der Spieler entschuldigen“, sagte Kastrati. Auch der Aachener Sportdirektor Helge Hohl, der nach der Entlassung von Fuat Kilic erstmals als Interimstrainer auf der Bank saß, wusste nach der Begegnung, wem die Alemannia den Auswärtssieg zu verdanken hatte. „Eine griffige und freche Straelener Mannschaft hat lange verdient geführt. Ohne die beiden Roten Karten hätten wir hier wohl nicht als Sieger den Platz verlassen“, so Hohl.
Zum Spiel: Vor der Saison-Rekordkulisse, zu der rund 600 Anhänger des ehemaligen Bundesligisten beitrugen, lieferte der SV Straelen von Beginn an eine beeindruckende Vorstellung. Vor allem der 19-jährige Außenstürmer Ken Mata sprühte vor Spielfreude und leitete immer wieder gefährliche Angriffe ein. Die erste Möglichkeit besaß der Gastgeber in der vierten Minute nach einem Eckball, als Heni Ben Salah den Ball knapp über das Tor köpfte. Die Grün-Gelben diktierten das Geschehen und gingen in der 24. Minute verdient in Führung. Marcel Heller setzte sich auf der rechten Seite durch und bediente Ken Mata, der am zweiten Pfosten lauerte und zum 1:0 einschob. Ihre stärkste Phase hatte die Alemannia in der Viertelstunde vor der Pause. Zunächst setzte Stürmer Jannik Mause eine Direktabnahme neben das Tor (36.), wenig später verfehlte ein Kopfball von Marco Müller nur knapp das Ziel.
Zwei Minuten nach dem Seitenwechsel nutzten die Gäste einen Strafstoß zum Ausgleich, den Tim Korzuscheck sicher verwandelt. Zuvor hatte Joep Munsters Aachens Dino Bajric im Strafraum zu Fall gebracht. Der SV Straelen ließ sich vom Ausgleich nicht aus dem Konzept bringen. In der 56. Minute setzte sich Marco Cirillo auf der rechten Außenbahn durch. Wieder stand Tyron Mata am zweiten Pfosten goldrichtig und köpfte zur 2:1-Führung ein. Die Platzherren setzten nach, aber auch Aachen hatte in der 67. Minute eine Riesenmöglichkeit zum Ausgleich. Straelens Schlussmann Julius Paris parierte gegen Elsamed Ramaj glänzend.
Es folgten die verhängnisvollen Platzverweise. Die Gäste schalteten sofort in den Angriffsmodus. Und die Alemannia hatte ganz nebenbei auch noch einen Mann des Tages in ihren Reihen. Mit einem Hattrick sorgte Elsamed Ramaj für ausgelassene Partystimmung beim Aachener Anhang. In der 78. Minute traf er per Kopf zum 2:2, brachte seine Mannschaft acht Minuten später in Führung und schoss in der Nachspielzeit den Ball zum 4:2-Endstand ins leere Straelener Tor.
Quelle: RP (Klaus Schopmans)
Foto: amafuma.de